Team Energiewechsel: Mit Abwärme zu erneuerbarer Fernwärme

Lange Reihen mit Mehrweggläsern rattern über die Produktionsbänder, werden gewaschen, sterilisiert, getrocknet, mit Joghurt befüllt, ultrahocherhitzt und in der Lagerung gekühlt: Prozesse im Molkereibetrieb, bei denen große Mengen an Abwärme entstehen. „Diese Abwärme hat eine Temperatur von rund 20 bis 25 Grad, damit ist sie zu niedrig, um daraus Strom herzustellen oder sie anderweitig zu nutzen“, erläutert Andreas Schneider, Geschäftsführer der Schwarzwaldmilch. Bislang entwich die Abwärme ungenutzt in die Umwelt.

Damit ist nun Schluss: Im Projekt „Wärmeverbund Freiburg-Süd“ ist die Abwärme aus der Molkereiproduktion eine der wichtigsten Wärmequellen: „Abwärme hat einfach den Vorteil, dass wir, die wir Wärmeversorgung aufbauen wollen, weniger Primärenergie brauchen, sondern diese Abwärme, die im Industrieunternehmen anfällt, wirklich nutzen können“, sagt Heinz-Werner Hölscher, Vorstand des örtlichen Energieversorgers badenova.

Mit Abwärme zu erneuerbarer Fernwärme

© Hirschen Group

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In der neuen Energiezentrale auf dem Gelände der Molkerei wird die Rückkühlwärme des Kälteprozesses und die dem Abwasser entzogene Wärme mit Hilfe von Wärmepumpen auf bis zu 85 Grad erhitzt. So wird sie für die Wärmeversorgung nutzbar. Bis zu 3,75 Megawatt industrieller Abwärme sollen künftig jährlich so aufbereitet und über eine große Rohrbrücke in das bestehende Wärmeverbundnetz eingespeist werden. Ein wichtiger Schritt in Richtung klimaneutrale Wärmeversorgung: „Perspektivisch können wir so bis zu 30.000 Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr einsparen. Im Vergleich zur herkömmlichen fossilen Wärmeversorgung vermeiden wir so 75 Prozent im Jahr 2025 und zukünftig 100 Prozent CO₂ im Jahr 2035.“ Weitere regenerative Energiequellen, die im Wärmeverbund Freiburg-Süd genutzt werden, sind Holzhackschnitzel und Solarthermie. Mit der klimaneutralen Wärme aus dem Wärmeverbund Freiburg-Süd sollen 30.000 Menschen in Freiburg versorgt werden – rund jeder Achte.

Mit Abwärme zu erneuerbarer Fernwärme

© Hirschen Group

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Für die Stadt Freiburg ist der Wärmeverbund ein wichtiger Beitrag zur kommunalen Wärmeplanung und zu den angestrebten Klimazielen. „Wir wollen bis 2035 klimaneutral sein. Dazu muss auch die Wärmeversorgung bis zu diesem Zeitpunkt dekarbonisiert sein“, erläutert Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit. Ein großer Teil der Wärmeversorgung in Freiburg soll über Fernwärme bereitgestellt werden, „weil diese sehr gut geeignet ist, um hochverdichtete, städtische Gebiete mit Wärme zu versorgen.“ Dass mit der Schwarzwaldmilch GmbH ein örtlicher Wirtschaftspartner als Abwärme-Lieferant in das Projekt eingebunden ist, freut die Bürgermeisterin besonders: „Unsere regionale Schwarzwaldkuh führt am Schluss dazu, dass mein Haus klimaneutral beheizt wird.“

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