Team Energiewechsel: Wärmepumpe im Wohnhochhaus

Noch immer erzählen sich die Bewohner des Hochhauses in Ludwigsfelde die Geschichte von der Dampf-Lokomotive. Drei Winter lang stand diese in den 1960ern auf der gegenüberliegenden Straßenseite; stotterte und ratterte für die Beheizung des damals brandneuen Wohnhochhauses mit seinen elf Stockwerken und 3.300 Quadratmetern Wohnfläche. Dieses war so neu, dass das örtliche Fernwärmenetz noch nicht heranreichte. Also brauchte es die Dampflok, berichtet Karsten Wassermann von der Wohnungsgesellschaft „Märkische Heimat“. Braunkohle hatte die DDR damals in rauen Mengen.

Heute ist das ehemalige Arbeiterwohnheim ein Leuchtturmprojekt der Energiewende. Statt Braunkohle und Erdgas kommt jetzt heiße Luft zum Einsatz: Die Märkische Heimat hat hier mit einem großflächigen Umbau 2011 lange vor der Energiekrise gezeigt, dass Luftwärmepumpen sogar in einem Wohnhochhaus mit regulären Heizkörpern statt mit Fußbodenheizung und einer normalen Dämmung funktionieren. Drei große Luftwärmepumpen stehen an der Seite des Gebäudes, hörbar abgeschirmt durch Steinwände, sodass für die Bewohner der heute 66 modernisierten großzügigeren Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen keine Lärmbelästigungen entstehen.

Luftwärmpepumpe auf dem Dach des Wohnhochhauses

© Hirschen Group

Wärmempumpe im Keller des Wohnhochhauses

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Eine Luftwärmepumpe funktioniert wie ein Kühlschrank – nur umgekehrt. Sie saugt mit Hilfe von Strom Luft an, um diese nicht kalt, sondern warm zu machen. 95 Prozent des Wärmebedarfs des Hauses werden so gedeckt. Fällt die Temperatur auf unter minus zwei Grad, springt das Fernwärmenetz ein. Die Anlage im Heizungskeller garantiert Wärme zu jeder Uhrzeit. „Eine bivalente Anlage“, nennt das Karsten Wassermann, Projektleiter der Märkischen Heimat. Zusätzlich spenden elektronische Durchlauferhitzer in jeder Wohnung direkt und ohne lange Wege warmes Wasser in Küche und Bad.

Klaus und Gabriele Driefert sind ein Jahr nach der Modernisierung eingezogen. „Wir fühlen uns sauwohl hier“, sagt Klaus Driefert und schmunzelt. Seine Frau nickt und erzählt, dass sie früher in einem großen Haus mit angeschlossenem Büro für zehn Mitarbeitende gewohnt haben. Damals hatten sie eine Gasheizung – heute sind sie froh, eine Drei-Zimmer-Wohnung mit moderner Heizung zu haben. „Als Rentner muss ja jeder rechnen. Die Miete hat sich mit der Betriebsabrechnung etwas erhöht, aber das ist immer noch preiswert gegenüber anderen.“

Ehepaar Driefert in ihrer Wohnung im Wohnhochhaus mit Wärmepumpen

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Dank der Luftwärmepumpen haben die Bewohner deutlich geringere Energiekosten. „Wir konnten die Preise um fast zwei Drittel gemessen an vergleichbaren Immobilien senken“, sagt Karsten Wassermann. Die Märkische Heimat nutzte für das Projekt Fördermittel der Investitionsbank des Landes Brandenburg. „Das Haus ist eines der südlichsten Hochhäuser Brandenburgs und war damals sogar Wahrzeichen der Stadt. Daher wollten wir mit diesem Gebäude etwas Besonderes machen.“

Nachahmern empfiehlt er, die Modernisierung mit einem externen Energieberatenden oder einem anderen Fachplanenden für Haustechnik zu machen und schiebt hinterher: „Ansonsten würden wir alles genauso wieder machen wie damals 2011!“

Mieter Klaus Driefert

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Wohnhochhaus in Ludwigsfelde „Märkisches Heimat”

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