Team Energiewechsel: Eine Gemeinde voller Energie

„Unser Bürgerwindpark ist ein echter Bürgerwindpark, weil alle Bürgerinnen und Bürger profitieren“, sagt Bürgermeister Bernd Goffart der Gemeinde Simmerath. 22 Windräder stehen aktuell auf den Berg- und Waldflächen der 15.900-Einwohner-Gemeinde. Diese werden von einem Tochterunternehmen der Stadtwerke Aachen betrieben. Verpächter der Flächen ist die Kommune.

Mit dem Windpark fließen zusätzlich zwei Millionen Euro Einnahmen in den Gemeindehaushalt, der mehr als 50 Millionen Euro umfasst. Ein beträchtlicher Teil also, der sich speist aus: der Verpachtung, den Gewerbesteuereinnahmen, der Gewinnbeteiligung, der Zahlung von zusätzlich 0,2 Cent pro Kilowattstunde vom Anlagenbetreiber sowie einer Einmalzahlung zum Anfang.

Die Windräder drehen sich fleißig, seitdem das Land Nordrhein-Westfalen erlaubt, Windräder auch in Nutzwaldgebieten aufzustellen, also auf Flächen, die zum Beispiel der Papier- und Möbelproduktion dienen. Simmerath mit seinen 19 Ortsteilen hat zahlreiche solcher Gebiete. „Und wir haben das große Glück, eine der windreichsten Regionen Deutschlands auf dem Festland zu sein“, erklärt Bernd Goffart.

Bis zu fünf Prozent der Gemeindeflächen künftig für Windräder

Auf dem Konferenztisch liegt ein großer Flächennutzungsplan: Bis zu fünf Prozent der Gemeindeflächen sollen künftig mit Windkraftanlagen bebaut werden. Am Anfang habe er dafür noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, erinnert sich der Bürgermeister. Was ist mit dem Schattenwurf? Sind die Windräder zu hören? Und wie sieht das aus im nahen Wald? Solche und ähnliche Vorbehalte seien ihm immer wieder begegnet – ließen sich aber ausräumen: „Wir haben vom ersten Tag an mit den Menschen auf Augenhöhe kommuniziert und aufgeklärt. Ich glaube, das war entscheidend.“ Das rate er auch anderen Kommunen, wenn sie ein solches Projekt planen. Ein weiterer Tipp: Genügend Personal für die Planung bereitstellen – „und dranbleiben“.

Michael Haas, Vorsitzender des Gewerbevereins

Michael Haas, Vorsitzender des Gewerbevereins

© Hirschen Group

Schulleiterin Bettina Fricke

Bettina Fricke, Schulleiterin

© Hirschen Group

Die Vorteile des Windparks überzeugen mittlerweile: „Wir haben die günstigste Gewerbesteuer im Umkreis“, freut sich Michael Haas, Vorsitzender des örtlichen Gewerbevereins. Das bedeutet, dass sich Betriebe und Geschäfte gern in Simmerath ansiedeln – und es somit keinen Leerstand gibt. Auch als Bürger profitiert Michael Haas: Durch die Windpark-Einnahmen kann die Gemeinde die Grundsteuer für Haushalte und Unternehmen niedrig halten. Das zieht junge Familien aus dem Umland an, wodurch wiederum die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt.

Ihnen kommen die zukunftsweisenden Investitionen zugute, die Simmerath dank der Windpark-Einnahmen stemmen kann: zum Beispiel in eine neue Schwimmhalle, vier Kunstrasenplätze sowie separate Räume für den Ganztagsbetrieb der Grundschulen. Schulleiterin Bettina Fricke führt durch die neuen Räume der Katholischen Grundschule Simmerath: Links haben die Schülerinnen und Schüler vormittags Unterricht – rechts können die Kinder im neuen Anbau in Ruhe Mittag essen, ihre Hausaufgaben machen, anschließend spielen, basteln und sich vom Schulalltag erholen. Sie sieht den kommunalen Windpark als klare Investition in die Zukunft: „Wir müssen unsere Kinder gut ausbilden, damit sie später die Region mit ihrem beruflichen Leben weiter voranbringen.“

Bereits jetzt haben sich energieintensive Betriebe in der Gemeinde angesiedelt, darunter eine Gießerei und eine Druckerei. Trotzdem kann Simmerath sogar Strom exportieren. „Wir produzieren 187 Prozent unseres Strombedarfs mit Erneuerbaren Energien und sind deshalb Exporteur umweltfreundlich produzierten Stroms“, freut sich Bernd Goffart.