Team Energiewechsel: Alter Bauernhof wird modernes Effizienzgebäude

Winterliche Temperaturen im Heizungsraum des Vierseithofs, Projektingenieur Thomas Schelk zieht seine Daunenjacke zurecht: „Schauen Sie mal, wie kalt es hier ist“, freut sich der Mitarbeiter vom Energieversorger. „Das ist ein gutes Zeichen, denn das bedeutet, dass die Heizungsrohre optimal gedämmt sind.“ Kein Energieverlust, sämtliche Wärme fließt ins Heizsystem, das insgesamt 2.000 Quadratmeter Nutzfläche erwärmen muss.

Luftaufnahme von Vierseithof

2.000 Quadratmeter Fläche dieses Vierseithofs werden mit einer Wärmepumpen-Einheit beheizt.

© Hirschen Group

Für das ländliche Brandenburg sind Vierseithöfe typisch. Früher war das Gelände in Jüterbog von allen vier Seiten mit Haupthaus, Scheunen und Ställen umschlossen, heute wird der Hof als Campus aus Hotel, Coworking und Restaurant genutzt. Geschäftsführer Benjamin Rohé hat den Hof 2021 mit seinen Partnern Oliver Clasen und Jana Kruth gekauft. „Wir wollten mit dem Project JUNE von Anfang an einen CO₂-neutralen Ort schaffen, wo Mitarbeitende von Unternehmen gerne hinkommen, kreativ sein und Energie tanken können – und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten“, erklärt Benjamin Rohé.

Wärmepumpe macht aus einer Kilowattstunde Strom bis zu drei Kilowattstunden Wärme

Für den klimafreundlichen Hof hat das Projektteam in die energetische Sanierung, wie eine Fußbodenheizung in Ergänzung zu den bestehenden Heizkörpern, und in eine moderne Energieversorgung investiert. Die Wärmepumpe-Außeneinheit steht vor dem Pferdestall, Eiszapfen hängen am Betonsockel herunter – die Minusgrade im Januar 2024 waren die erste Bewährungsprobe für die Anlage, die aus einer Kombination aus Luft-Wasser- und Wasser-Wasser-Wärmepumpe besteht. „Die Anlage schafft es, aus einer Kilowattstunde Strom zwei bis drei Kilowattstunden Wärme zu machen“, sagt Thomas Schelk. Gemeinsam haben die beiden Wärmepumpen eine Heizleistung von rund 160 Kilowatt. Ein Drittel des Stroms stammt aus den Photovoltaik-Modulen auf den zahlreich vorhandenen Dachflächen des Vierseithofs. Das warme Wasser für die Gäste liefert die Solarthermie-Anlage mit einer Kollektorfläche von 20 Quadratmetern auf dem Dach.

Ein sorgfältig abgestimmtes System, das unabhängig von den Außentemperaturen volle Leistung bringt. „Wir haben aktuell minus sechs Grad und sehen hier auf der Anzeige eine Vorlauftemperatur von 60 Grad und mehr“, sagt Projektingenieur Schelk. Die Investition für die Anlage hat der Energiedienstleister EWE übernommen. Im Rahmen des Contractings bleibt die Anlage im Besitz des Energiedienstleisters, der auch Service und Wartung übernimmt. Quasi ein Leasing für Heizungen, das sich besonders für größere Installationen und damit für Firmenkunden eignet. Dafür hat der Dienstleister die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) selbst beantragt und genutzt.

So kann sich das Team um Benjamin Rohé ganz auf seine eigenen Ziele konzentrieren. „Grundsätzlich ist der Plan, das gesamte Projekt klimaneutral zu gestalten“, erklärt Jana Kruth. „Dafür haben wir jetzt die Wärmepumpe, die Photovoltaik-Anlage, Solarthermie und eine Bio-Kläranlage.“ Bald soll eine zweite, noch größere Photovoltaik-Anlage folgen, um mit der hundertprozentigen Einspeisung ins Stromnetz zusätzlich Geld zu verdienen. Das Ziel: den Vierseithof aus dem 19. Jahrhundert zu einem Effizienzgebäude zu machen.