Team Energiewechsel: Wie die Sonne Brötchen backt

Frühmorgens halb vier in Trebbin. In der Backstube füllen sich die Bleche mit Rohlingen. Der gewaltige Backofen mit fünf Einschubfächern läuft auf Hochtouren. 80.000 Kilowattstunden Erdgas und 8.000 Kilowattstunden Strom verbraucht so ein Ofen im Monat.

Bäckermeisterin Antje Mieske schiebt die vorbereiteten Brote mit der Hilfe von zwei Bäckern schichtweise in den Ofen. Die Energiepreise federt die kleine Bäckerei mit angeschlossenem Ladenlokal mit einem ausgeklügelten Mix aus Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerk und Solarthermie ab. Bis 2 Uhr morgens kommen die Wärme für den Ofen und der Strom für die Elektrogeräte aus zwei Batteriespeichern im Hinterhaus. Danach facht Erdgas die Hitze an.

Bäckermeisterin Antje Mieske und Jörg Gauger in der Bäckerei Röhrig

© Christine Cimen

„Ich denke den ganzen Tag in Strom“, sagt Jörg Gauger, zuständig für die technischen Abläufe in der Bäckerei, und zeigt die 150 Solar-Paneele auf dem Dach der Backstube und Privathäuser. Sie sorgen dafür, dass der gebürtige Brandenburger immer einen Blick aufs Smartphone hat, permanent den Wetterbericht studiert und sogar aus dem Urlaub anruft und die Verkäuferinnen bittet, den Strom aus den vollen Batteriespeichern zu verwenden. „Wo andere Bäckereien für Energie bis zu 4.000 Euro im Monat bezahlen müssen, zahlen wir aktuell nur 700 Euro im Monat“, erklärt Jörg Gauger.

CO2-neutral leben und arbeiten

Bereits 2006 hat Jörg Gauger angefangen, in Energieeffizienz zu investieren. Schon damals war die Motivation, die Energie der Sonne zum Backen zu nutzen. „Dadurch können wir nicht nur viel Geld sparen, sondern auch CO2-neutral und leben und arbeiten.“

Jörg Gauger in der Bäckerei Röhrig während der den Brotteig einschneidet

© Christine Cimen

Frisch gebackene Brote aus der Bäckerei Röhrig

© Christine Cimen

Die Solarpaneele verändern auch die Abläufe im Geschäftsbetrieb. Abends studiert Jörg Gauger genaustens den Wetterbericht nach Temperaturen und Sonneneinstrahlung. Er kalkuliert, wie viel Energie fürs Backen in der Nacht benötigt wird. Das Backen von „Pfannkuchen“ (außerhalb von Berlin-Brandenburg als „Berliner“ bekannt) braucht zum Beispiel sehr viel Strom. Hieraus ergibt sich, wie lang die Solarenergie aus den beiden Batteriespeichern reicht, und wann das Blockheizkraftwerk mit Erdgas übernehmen muss. Die Spülmaschinen und die Waschmaschine laufen vor allem vormittags, wenn die Sonne prall aufs Dach scheint. Dann brutzeln auch die Buletten in der Pfanne.

So hat es die Bäckerei Röhrig geschafft, fast ihren kompletten Strom aus Erneuerbaren Energien selbst herzustellen und einen Teil zum Energiewechsel in Deutschland zu leisten.

Gebäude der Bäckerei Röhrig von außen mit Solar-Paneelen

© Christine Cimen

Ab 4 Uhr kommen die fertigen Brote aus dem Ofen: Nussbrote, Roggenbrote, Rosinenbrote, Schrippen und Semmeln zu bezahlbaren Preisen für Trebbiner und Touristen. Bereits kurz nach 8 Uhr füllt sich dann die Caféstube mit den ersten Stammkunden.

Für die Zukunft plant Jörg Gauger noch unabhängiger von fossilen Energien zu werden. Eine Luft-Wärme-Pumpe zum kostenlosen Heizen mit Solarstrom wird dieses Jahr noch eingebaut.