Team Energiewechsel: Energiewende bei der Straßenbeleuchtung

Kurz vor der Abenddämmerung in Bad Salzuflen im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe: Projektleiter Ingo Neitzner steht am historischen Rathaus und hält ein Handy in der Hand: „Damit kann ich die Straßenbeleuchtung ein- und ausschalten und Störungen bei Straßenlampen direkt überprüfen“, sagt er, tippt auf das Gerät, und die Lampe über ihm an der Häuserfassade geht an. Das automatische Telemanagementsystem, das die tägliche Ein- und Ausschaltung übernimmt, hatte zuvor für die Straße eine Störung gemeldet.

Bis zu 70 Prozent Energiespar-Potenzial bei der Straßenbeleuchtung

55.000 Menschen leben in der Kurstadt am Rande des Teutoburger Waldes. Hinzu kommen jährlich Millionen Kurgäste für die salzhaltigen Thermalquellen. „Als Kurstadt ist es für uns wichtig, klimaneutral zu sein“, erklärt Bürgermeister Dirk Tolkemitt. Dies sei das große Ziel bis 2030. Bis zu 70 Prozent Energie und damit auch Kosten spart die Stadt mit der Umrüstung ihrer Beleuchtung, das sind etwa 800.000 Euro jedes Jahr. 7.000 Leuchten hat die Stadt bereits modernisiert – für die letzte Teilrunde von 1.700 Leuchten nutzte sie die Förderung der Kommunalrichtlinie des Bundes. Dieser hat 30 Prozent der Kosten von insgesamt rund 800.000 Euro gefördert.

Bad Salzuflen am Abend.

Bad Salzuflen am Abend: Die Kurstadt in NRW ist bei energiesparenden Leuchten Pionier.

© Hirschen Group

Moderne LED-Leuchten bringen viele Vorteile. Allen voran: weniger Energiekosten, leichtere Wartungsmöglichkeiten und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Außerdem können die Straßenleuchten in den Abendstunden schrittweise gedimmt werden. Das mindert die Lichtverschmutzung für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie für die Tiere. Die Statistiken der Polizei bescheinigen eine gleichbleibende Verkehrssicherheit, auch die Zahl der Einbrüche ist nicht gestiegen, wenn die Straßen bedarfsgerecht beleuchtet werden. Zwischen 0 Uhr und 4.30 Uhr werden die Straßenleuchten in den Anwohnerstraßen komplett ausgeschaltet.

Anders auf den Sportplätzen der Stadt: Hier gehen die neuen LED-Flutlichter sofort an, wenn abends die Vereine spielen oder trainieren. Mussten die Spielerinnen und Spieler früher bis zu zehn Minuten warten, bis die alten Glühbirnen 100 Prozent Leuchtkraft erreicht haben, geht dies heutzutage direkt auf Knopfdruck. „Für uns ist das sehr wichtig, da erst abends unsere Übungseinheiten stattfinden und ohne Flutlicht kein Trainingsbetrieb möglich ist“, sagt Trainerin Daniela Pörtner vom SV Wüsten. Für Trainings unter der Woche fährt die Beleuchtung auf 70 Prozent runter, für Wettkämpfe auf 100 Prozent hoch. „Den Unterschied merken wir Spielerinnen gar nicht.“ Die Stadt bemerkt die Einspareffekte hingegen deutlich. Für die Beleuchtung in Turnhallen und auf Sportplätzen fallen bis zu 55 Prozent weniger Kosten an.

In Zukunft will Bad Salzuflen seine 237 öffentlichen Gebäude energetisch modernisieren. Dazu soll es neue Dämmungen an den Fassaden, neue Innenbeleuchtungen in Räumen und auf Fluren geben. Das neue Rathaus ist bereits eingerüstet, der Ausbau in vollem Gange. Dass sich das schnell lohnt, zeigt die Straßenbeleuchtung: Bereits nach viereinhalb Jahren haben die Einsparungen die Investitionen wieder ausgeglichen.